Homöo­pa­thie – viel mehr als nur Globuli

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Sie hilft nur, wenn man dar­an glaubt. Men­thol soll nicht dazu kom­bi­niert wer­den, da dies die Wir­kung beein­träch­tigt. Von einem Metall­löf­fel, wel­cher zur Ein­nah­me ver­wen­det wer­den kann, reden wir gar nicht erst.
Das sind nur weni­ge Mythen rund um die Homöo­pa­thie. Doch wir star­ten mit den Tatsachen.

Chri­sti­an Fried­rich Hah­ne­mann ist der Erfin­der der Homöo­pa­thie. 1790 ent­deck­te er bei einem Selbst­ver­such, dass das Mit­tel, wel­ches den Kran­ken hei­len kann, bei einem Gesun­den die Sym­pto­me des Kran­ken aus­lö­sen kann. Das war die Geburts­stun­de der Homöo­pa­thie. Das Orga­non (die sog. Bibel für Homöo­pa­then) war das Grund­la­gen­werk von Hah­ne­mann und wur­de erst 1921 veröffentlicht.

In der Homöo­pa­thie wird mit gewis­sen Grund­prin­zi­pi­en gearbeitet:

  • Der Mensch wird als Gan­zes betrach­tet, es wird der Kran­ke behan­delt, nicht die Krankheit
  • Indi­vi­dua­li­tät; nicht alle erhal­ten beim glei­chen Sym­ptom das­sel­be Mittel
  • Ähn­lich­keits­prin­zip (z. B. der oben genann­te Selbst­ver­such); Ähn­li­ches möge mit Ähn­li­chem geheilt werden
  • Poten­zie­rung (Potenz lat. für Kraft)

Es han­delt sich um eine fein­stoff­li­che Reiz­the­ra­pie, bei wel­cher die Selbst­hei­lungs­kräf­te ange­regt wer­den. Als Aus­gangs­sub­stan­zen für ein homöo­pa­thi­sches Mit­tel kön­nen pflanz­li­che (80 %), mine­ra­li­sche (15 %) oder tie­ri­sche (5 %) Mate­ria­li­en ver­wen­det werden.

Es gibt meh­re­re tau­send ver­schie­de­ne Ein­zel­mit­tel, daher sind gewis­se Hin­wei­se (Sym­pto­me) essen­zi­ell für die rich­ti­ge Mittelwahl:

  • Leit­sym­ptom: Rich­tungs­wei­sen­des Sym­ptom, das für ein Mit­tel cha­rak­te­ri­stisch ist (z B. für das Mit­tel Bel­la­don­na; roter Kopf, glän­zen­de Augen, erwei­ter­te Pupillen)
  • Schlüs­sel­sym­ptom: Besitzt die höch­ste Wer­tig­keit, ein ganz spe­zi­fi­sches Sym­ptom, das genau für ein Mit­tel passt (z. B. für das Mit­tel Iris v.; Kopf­weh wenn frei­er Tag/Ferien)
  • Kör­per­sym­ptom: Sind die Beschwer­den links oder rechts am Körper?
  • Gei­stes- und Gemüts­sym­ptom: Das Ver­hal­ten der Per­son in bestimm­ten Situa­tio­nen (z. B. für das Mit­tel Lyco­po­di­um; im All­tag geben sie Druck von oben (Chef) nach, geben die­sen Druck selbst aber wei­ter (an die näch­ste Hierarchiestufe)
  • Kon­sti­tu­ti­ons­sym­ptom: Wie ist das Verhalten/der Kör­per­bau (z. B. für das Mit­tel Pul­sa­til­la; blon­de, blau­äu­gi­ge Frauen/Mädchen)
  • Para­do­xes Sym­ptom: Reak­ti­on wel­che man so nicht erwar­ten wür­de (z. B. ein Bau­er der Angst vor Kühen hat, ein Dia­be­ti­ker der kein Durst verspürt)
  • Als-ob-Sym­ptom: Genaue­re Beschrei­bung (z. B. Bauch­weh wie wenn eine Schnur um den Bauch schnürt, Kopf­weh wie wenn der Kopf in einem Schraub­stock stecken würde)

Neben den Sym­pto­men, geben die Moda­li­tä­ten (Hin­wei­se, wann die Beschwer­den bes­ser oder schlech­ter wer­den) wei­te­ren Auf­schluss für die rich­ti­ge Mittelwahl:

  • Zeit­mo­da­li­tät; z. B. am Mor­gen, nach Mit­ter­nacht etc.
  • Bewe­gungs­mo­da­li­tät; z. B. Bes­se­rung durch Ruhe, Bewe­gung etc.
  • Sen­so­ri­sche Moda­li­tät; z. B. Bes­se­rung durch Berüh­rung, schlim­mer beim Drücken etc.
  • Meteo­ro­lo­gi­sche Moda­li­tät; z. B. Ver­än­de­rung der Beschwer­den bei Wet­ter­um­schwung etc.
  • Sozia­le Moda­li­tät; z. B. die Beschwer­den bes­sern bei Gesell­schaft etc.
  • Nut­ri­ti­ve Moda­li­tät; z. B. nach dem Essen bes­ser, Ver­lan­gen nach sal­zi­gem etc.
  • Posi­tio­nel­le Moda­li­tät; z. B. auf der lin­ken Sei­te lie­gen bes­sert die Beschwerden

Ist das rich­ti­ge Mit­tel nach Abklä­rung der diver­sen Hin­wei­se gefun­den, kann es sein, dass nach der ersten Ein­nah­me der Arz­nei eine soge­nann­te “Erst­ver­schlim­me­rung” auf­tritt. Dabei ver­stär­ken sich die bereits vor­han­de­nen Sym­pto­me (es tre­ten kei­ne Neu­en auf!). Dies ist grund­sätz­lich ein gutes Zei­chen, denn eine Erst­ver­schlim­me­rung oder bes­ser gesagt Heil­re­ak­ti­on tritt nur auf, wenn das rich­ti­ge Mit­tel gefun­den ist. Nur die Potenz der Arz­nei ist zu hoch, bei den „han­dels­üb­li­chen“ D- oder C‑Potenzen ist dies aber sehr sel­ten der Fall. Nach einer Heil­re­ak­ti­on tritt immer eine Ver­bes­se­rung der Beschwer­den ein. Am besten setzt man das Mit­tel bei Auf­tre­ten der Heil­re­ak­ti­on ab, war­tet bis sich die ursprüng­li­chen Sym­pto­me wie­der zei­gen und nimmt anschlies­send das Mit­tel in einer tie­fe­ren Potenz wie­der ein.

Kom­men wir abschlies­send zu unse­ren Mythen:

  • Homöo­pa­thie hilft nur, wenn man dar­an glaubt

Kann sein, aber wie erklä­ren Sie sich dann die Wir­kung bei Kin­dern, Pflan­zen oder Tieren?

  • Men­thol soll nicht dazu kom­bi­niert wer­den, da dies die Wir­kung beeinträchtigt.

Wo hat es denn über­all Men­thol drin? Nebst den offen­sicht­li­chen Pro­duk­ten wie Zahn­pa­sta oder Mund­spü­lun­gen ist Men­thol auch in eini­gen Lip­pen­pfle­ge­stif­ten oder Lip­pen­stif­ten ent­hal­ten, wuss­ten Sie das? Und das ist erst ein klei­ner Anteil, wo Men­thol über­all vor­kom­men kann. Dem Mit­tel spielt es kei­ne Rol­le ob Sie ein men­thol­hal­ti­ges Kau­gum­mi zuvor gekaut haben oder nicht.

  • Homöo­pa­thie nie mit einem Metall­löf­fel einnehmen.

Die­ser Mythos taucht auch oft in Zusam­men­hang mit den Schüss­ler Sal­zen auf. Dies, weil die Schüss­ler Sal­ze sowie die Homöo­pa­thie in einer Zeit ent­deckt wur­den, wo das Besteck noch aus ande­ren Mate­ria­li­en (wie z. B. Sil­ber) bestand. Man ging davon aus, dass das Besteck Sil­ber­io­nen abgab, wel­che wie­der­um die Wir­kung beein­träch­tigt haben soll­ten. Da unser Besteck mehr­heit­lich nicht mehr aus Sil­ber besteht, spielt es auch kei­ne Rol­le mehr, ob man die Glo­bu­li auf einen Metall­löf­fel gibt und so ein­nimmt, oder ob die auf­ge­lö­sten Schüss­ler Sal­ze im Glas mit einem Löf­fel umge­rührt werden.

Da es sich bei homöo­pa­thi­schen Mit­teln gemäss Schwei­ze­ri­schem Heil­mit­tel­recht um Arz­nei­mit­tel han­delt, ist eine Fach­be­ra­tung nötig. Für wei­te­re Fra­gen ste­hen wir Ihnen ger­ne zur Verfügung.