ROLAND VONTOBEL Text // WERNER MEIER Illustration
Die unscheinbare Heilpflanze Tormentill – sie ist auch unter dem Namen Blutwurz bekannt – wächst in unseren Breitengraden an Steilhängen und Wiesen bis hinauf in die Berge. Charakteristisch für die Pflanze sind die vier gelben Blütenblätter. Der lateinische Name Potentilla erecta erklärt einiges zum Stellenwert dieses Rosengewächses.
Potentilla heisst «die Machtvolle». Das zeigt sich vor allem dann, wenn wir das Wurzelwerk im Boden betrachten. Beim Graben kommt nämlich ein kräftiger, knolliger Wurzelstock zum Vorschein. Bricht man die Wurzel auf, fliesst ein blutroter Saft heraus. Tormentill galt in der Antike als magische Heilpflanze, und der rote Saft wurde mit dem menschlichen Blut verglichen. Die Pflanze half damals bei Ruhr-Durchfallerkrankungen mit blutigem Durchfall. Heutzutage sind die Wirkstoffe analysiert: Es wurden Gerbstoffe, Glycoside und rote Farbstoffe nachgewiesen.
In meiner Praxis verwende ich insbesondere Tormentilltinkturen aus dem Wurzelstock. Dabei erziele ich sehr gute Erfolge bei Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen. Die Tinktur kann auch im Gurgelwasser angewendet werden. Des Weiteren normalisiert Tormentill starke Menstruationsblutungen. Die feinstoffliche Wirkung der Pflanze tut auch der «blutenden Seele» gut – dann, wenn wir psychische Verletzungen wie Enttäuschungen und Misserfolge nicht vergessen können.
Ein zuverlässiges Einsatzgebiet für die Tormentillae sind Durchfallerkrankungen, die oft mit Bauchweh, Krämpfen und Blutabgang einhergehen. Der Blutwurz eignet sich ideal zur Unterstützung bei akutem Durchfall und bei chronischen Darmentzündungen. Dazu setze ich Trifloris-Tormentilltropfen ein. Bei einer Dosis von 3 x 5 Tropfen pro Tag normalisiert sich der Stuhlgang schon bald.