Wei­de, die Bieg­sa­me und Bewegliche

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ROLAND VONTOBEL Text // WERNER MEIER Illustration

Wei­den haben viel zu bie­ten. Rin­de und Blät­ter ent­hal­ten ein belieb­tes Schmerz­mit­tel, aus ihren Zwei­gen las­sen sich Kör­be, Hexen­be­sen und Wün­schel­ru­ten her­stel­len, und ihr Stamm galt frü­her als Tor zur Unter­welt. Die Wei­de liebt das Was­ser, und im Früh­ling fin­den hung­ri­ge Bie­nen bei ihr erste Nahrung.

Nach dem Ende der Eis­zeit vor etwa zehn­tau­send Jah­ren brei­te­ten sich die Wei­den immer mehr aus. Die­se Pflan­zen, die eng mit dem Was­ser ver­bun­den sind, fan­den in einer Zeit, in der die Glet­scher abschmol­zen und vie­le Seen und Moor­land­schaf­ten ent­stan­den, idea­le Lebens­be­din­gun­gen. Heut­zu­ta­ge ist die Wei­de in Mit­tel­eu­ro­pa ein typi­scher Beglei­ter der Flüs­se und Auen.

Wei­den besit­zen eine enor­me Vita­li­tät. Steckt man im Früh­jahr eine abge­schnit­te­ne Rute in den Boden, so wur­zelt sie schon nach eini­gen Tagen. Sie sind in der Regel Pio­nier­pflan­zen, die Ufer­bö­schun­gen sta­bi­li­sie­ren und somit vor Über­schwem­mun­gen und Ero­sio­nen schüt­zen. In der Heil­kun­de wird die Wei­de (Salix alba L.) bei Rheu­ma- und Gelenk­er­kran­kun­gen, Arthro­sen ein­ge­setzt. Mit ihrem Bezug zum Was­ser, zum Flies­sen, kann sie die Gelen­ke wie­der feucht und beweg­lich machen und damit Ent­zün­dun­gen und Abla­ge­run­gen auf­lö­sen. Ein wei­te­res Ein­satz­ge­biet sind Darm­er­kran­kun­gen ent­zünd­li­cher Art. Auch hier nor­ma­li­siert die Wei­de den Was­ser­haus­halt und kann Durch­fall und
Ver­stop­fungs­stö­run­gen aus­glei­chen. Der Haupt­wirk­stoff Sali­cin in der Wei­de wirkt, im Kör­per umge­wan­delt, als Sali­cyl­säu­re gegen Kopf­schmer­zen und ist als Medi­ka­ment unter dem Namen Aspi­rin im Han­del. Die Wei­de wirkt auch fiebersenkend.

Dr. Bach ver­wen­de­te die Wei­den­blü­ten­es­sen­zen für Men­schen in Lebens­kri­sen, bei Erschöp­fungs­zu­stän­den und Stress. Dosie­rung: 4 x 4 Trop­fen täg­lich. Wei­den­rin­den kön­nen als Tink­tur 3 x 20 Trop­fen täg­lich ein­ge­nom­men wer­den, oder man trinkt zwei­mal täg­lich eine Tas­se Tee, auf­ge­brüht mit einem Tee­löf­fel getrock­ne­ter Weidenrinde.