Ein­jäh­ri­ger Bei­fuss gegen Zell­al­te­rung und Bakterien

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ROLAND VONTOBEL Text // WERNER MEIER Illustration

Der Ein­jäh­ri­ge Bei­fuss (Arte­mi­sia annua) gehört zur Fami­lie der Korb­blüt­ler. Wei­te­re Mit­glie­der die­ser Pflan­zen­fa­mi­lie sind Wer­mut, Rau­te, Estra­gon und ein­hei­mi­scher Bei­fuss (Arte­mi­sia vul­ga­ris). Die Arte­mi­sia annua kann zwi­schen 40 Zen­ti­me­ter und zwei Meter hoch wer­den, in der Heil­kun­de wer­den die Pflan­zen­blät­ter ver­wen­det. Behei­ma­tet ist sie in den som­mer­war­men Regen­ge­bie­ten Asi­ens. Mitt­ler­wei­le hat sich die Pflan­ze nach Euro­pa aus­ge­brei­tet und wird auch in der Schweiz angebaut.

In den 1970er-Jah­ren hat der Ein­jäh­ri­ge Bei­fuss vor allem durch sei­ne spek­ta­ku­lä­re Wir­kung bei Mala­ria Auf­merk­sam­keit erlangt. Damals, im Viet­nam­krieg, raff­ten die Mala­ria­pa­ra­si­ten Tau­sen­de Viet­kong­sol­da­ten dahin. Viet­nam und Chi­na fan­den in alten Schrif­ten Hin­wei­se für die Wir­kung gegen Mala­ria und setz­ten den Bei­fuss mit gros­sem Erfolg ein. Doch die­se Heil­pflan­ze kann weit mehr: In Chi­na wird sie seit Hun­der­ten von Jah­ren gegen Para­si­ten, Bak­te­ri­en, Viren und Pil­ze sowie zur Sta­bi­li­sie­rung des Immun­sy­stems ein­ge­setzt. Neue­ste Stu­di­en wei­sen nun dar­auf hin, dass Arte­mi­sia annua sogar bei Dia­be­tes und Krebs viel­ver­spre­chen­de Wir­kung zeigt.

Da Mala­ria hier­zu­lan­de sel­ten ist, kon­zen­trie­ren wir uns auf ande­re Heil­wir­kun­gen des Bei­fus­ses. In der Pflan­ze wur­de auch ein extrem hoher ORAC-Wert, also ein Schutz­wert gegen freie Radi­ka­le, von 72 000 Punk­ten ermit­telt. Zum Ver­gleich: Die viel­ge­rühm­te Hei­del­bee­re kommt auf einen Wert von 2630 Punk­ten. Freie Radi­ka­le för­dern die Zell­al­te­rung und damit den Alte­rungs­pro­zess. Beson­ders anfäl­lig hier­für ist das Gehirn. Erin­ne­rungs­ver­lu­ste und Lern­de­fi­zi­te konn­ten bei Labor­ver­su­chen mit Bei­fuss an alten Mäu­sen rück­gän­gig gemacht wer­den. Die Wirk­stof­fe töten auch Bak­te­ri­en und Pil­ze ab, bei­spiels­wei­se bei Durch­fall­erkran­kun­gen, Infek­tio­nen oder anti­bio­ti­ka­re­si­sten­ten Bak­te­ri­en­stäm­men. Eben­falls wirk­sam sind sie bei Can­di­da albicans (Hefe­pilz) oder bei Krankenhauskeimen.

Bei der Mala­ria­be­hand­lung bemerk­te der Arzt Tho­mas Efferth vom deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trum die Wirk­sam­keit der Arte­mi­sia gegen Krebs­zel­len. Bei Leuk­ämie, Dick­darm­krebs, Mela­nom­en, Brust­krebs, Eier­stock- und Pro­sta­ta­krebs bei­spiels­wei­se stell­te er fest, dass der Bei­fuss nach eini­gen Stun­den eine ver­nich­ten­de Wir­kung auf die Krebs­zel­len hat­te und die gesun­den Zel­len nicht angriff. Auch in der Dia­be­tes­for­schung erwies sich Arte­mi­sia annua als wirk­sa­me Unter­stüt­zung bei Typ 1 und 2, indem die insu­lin­bil­den­den Zel­len akti­viert und die Insu­lin­men­ge erhöht wurden.

Den Ein­jäh­ri­gen Bei­fuss set­ze ich in Pul­ver­form als Kap­seln ein – eine wun­der­ba­re Heil­pflan­ze für vie­le Gelegenheiten.