Mut­ter­kraut, Hil­fe bei Migräne

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ROLAND VONTOBEL Text // WERNER MEIER Illustration

Ubi malum, ibi reme­di­um – wo die Krank­heit, da das Heil­mit­tel – lau­tet ein alter Grund­satz der Pflan­zen­heil­kun­de. Da ist es mög­lich, dass ein unge­ru­fe­nes Kraut den Gar­ten besie­delt, das imstan­de ist, auf­ge­tre­te­ne gesund­heit­li­che Stö­run­gen einer Bewoh­ne­rin, eines Bewoh­ners zu besei­ti­gen. Han­delt es sich dabei um einen Zufall, oder sind da ande­re Gesetz­mäs­sig­kei­ten am Werk? Im Gar­ten einer Migrä­ne­pa­ti­en­tin wuch­sen plötz­lich impo­san­te Mut­ter­kraut­pflan­zen. Die wie bestellt gelie­fer­ten «Neu­zu­züg­ler» boten sich der Lei­den­den als wert­vol­le Arz­nei gegen ihre Kopf­schmer­zen an. Das Kau­en der Blü­ten und Blät­ter erwies sich bereits bei den ersten Anzei­chen einer Migrä­ne­at­tacke als sehr hilfreich.


Das Mut­ter­kraut (Tanace­tum par­the­ni­um L.) aus der Fami­lie der Körb­chen­blü­ter ist seit dem Alter­tum bekannt als Pflan­ze mit vie­len guten Eigen­schaf­ten. Es wur­de schon früh wegen sei­ner fie­ber­sen­ken­den Eigen­schaf­ten genutzt, wie sein eng­li­scher Name «fever­few» andeu­tet, sowie bei men­strua­len Pro­ble­men,
Ver­dau­ungs­stö­run­gen, Pso­ria­sis und vie­les mehr. Heu­te wird es aber vor allem als Migrä­ne­pro­phy­la­xe eingesetzt.

Das kamil­len­ar­ti­ge Gewächs mit her­ba­ro­ma­ti­schem Duft stammt aus dem Bal­kan, inzwi­schen trifft man es auch in Euro­pa und Nord­ame­ri­ka an. Es passt sich allen Böden an, sogar kal­ki­gen, und wächst vor allem in Gär­ten oder ent­lang von Mau­ern und an feuch­ten Stel­len. Medi­zi­nisch genutzt wer­den Stiel und Blät­ter wäh­rend der Zeit der Blü­te, wenn die Wirk­stoff­kon­zen­tra­ti­on am höch­sten ist.

Das Mut­ter­kraut wur­de von Para­cel­sus, Diosku­r­i­des und Gale­nos gegen Gebär­mut­ter­lei­den und zur Geburts­er­leich­te­rung ein­ge­setzt und auch von Hil­de­gard von Bin­gen sehr geschätzt. Eine Unter­su­chung in einer Migrä­ne­kli­nik in Lon­don ergab, dass vie­le Test­pa­ti­en­ten weni­ger schwe­re Anfäl­le zu bekla­gen hat­ten. Ich ver­wen­de Mut­ter­kraut in mei­ner Pra­xis als Trop­fen. Die­se müs­sen über län­ge­re Zeit ein­ge­nom­men wer­den. Ide­al zur Migrä­ne­prä­ven­ti­on wäre die Kom­bi­na­ti­on mit Weissdorn.